Jan Pieper
Das Ziborium der Abteikirche Maria Laach.
Form und Konstruktion, Funktion und Bedeutung
96 Seiten mit über 150 Abbildungen. Format 21 x 29,7 cm. Softcover
ISBN: 978-3-943164-15-2
18,00 EUR
Das Ziborium der Abteikirche Maria Laach (1260/1270) ist kein Gewölbebau im klassischen Sinne, sondern eine aus monolithischen Platten, Säulen und Rippen zusammengesetzte Steinkonstruktion, die von schmiedeeisernen Klammern zusammengehalten wird. In dieser Beziehung ist sie den um ein halbes Jahrhundert jüngeren steinernen Turmhelmen der Gotik verwandt.
Die Studie klärt die Einzelheiten von Form und Konstruktion, Funktion und Bedeutung des kleinen Bauwerks und ordnet sie in den größeren architektonischen und zeichenhaften Zusammenhang der Abteikirche ein.
Das Ziborium ist eine der eigenwilligsten Kleinarchitekturen der deutschen Romanik. Seit 1947 als Altarziborium über dem Hauptaltar im Ostchor aufgestellt – und seiner Zwerggalerie beraubt –, war es ursprünglich ein integraler Bestandteil der Grabanlage des Stifters der Abteikirche, des Pfalzgrafen Heinrich II.
Dieses Grabmonument wurde 1695 in den Ostchor transloziert, ursprünglich jedoch stand es im Mitteljoch der Kirche über der 1988 ergrabenen Begräbnisstätte des Stifters. Der Baldachin diente der Nobilitierung des herrschaftlichen Grabes, zugleich jedoch war er als ein mahnender Verweis auf die Not der Zeit in geistlichen wie in weltlichen Dingen angelegt. Darauf deuten vor allem die auffällig schräg gestellten Säulen, die im Zeichensystem der Romanik als eine bewußte Störung zu begreifen sind.
Als Zitat des Heiligen Grabes in Jerusalem verweist das Ziborium auf den endgültigen Verlust des Christusgrabes für die Christenheit im Jahre 1244; die stilisierte kaiserliche Bügelkrone im Couronnement über dem architektonischen Vanitassymbol der verkippten Säulen spielt auf die beklagenswerten Zustände im Reich während des Interregnums nach 1250 an. Insoweit ist das Ziborium als eine Übertragung der zeittypischen Kunstgattungen von Reichsklage und Jerusalemsklage in die Zeichensprache der Architektur zu begreifen.
Die Studie, die auf der ersten genauen Bauaufnahme und einer sorgfältigen Bauforschung vor Ort beruht, klärt die Einzelheiten von Form und Konstruktion, Funktion und Bedeutung des kleinen Bauwerks und ordnet sie in den größeren architektonischen und zeichenhaften Zusammenhang der Abteikirche ein.